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Die gesellschaftliche Spaltung überwinden! Aber wie?
Zusammenfassung eines Vortrages von Bastian Barucker
In unserer Gesellschaft gibt es Gruppierungen, die konträre Ansichten vertreten, und die sich damit gegenseitig bekämpfen und diffamieren. Spätestens seit der Corona-Krise wurde das sichtbar. Diese Polarisierung setzt sich inzwischen mit anderen Themen fort, Klima, Antisemitismus, derzeitige Kriege usw. Was steht hinter dieser Polarisierung? Wie entstehen sie? Wie können wir sie überwinden?
Der Vortrag zu obigem mit anschließendem Gespräch fand statt am 1. Februar im Rudolf Steiner Haus und wurde von ca. 130 TeilnehmerInnen besucht. Es war eine Gastveranstaltung der Initiative „Mut zu Zwischentönen“; die u. a. das Thema Corona-Krise aufzuarbeiten versucht, denn „was nicht angeschaut wird, ist in Gefahr sich zu wiederholen“.
Bastian Barucker ist Wildnispädagoge, Prozessbegleiter in Gefühls- und Körperarbeit, hat Lehraufträge an Hochschulen, ist Vorstandsmitglied eines Naturkindergartens. Er hat viele Male bis zu einem Jahr mit Gruppen im Wald gelebt. Er hat Bücher geschrieben zu Themen „Wie lebt man als Gruppe zusammen? Was prägt das Verhalten des Menschen?“
Spaltung ist ein großes Thema, und wir können uns dem nur annähern. Ich stelle im Folgenden dar: Was ist meine Perspektive auf Spaltung? Wie entsteht sie? Was ist individuelle und was ist gesellschaftliche Abgespaltenheit? Was kann getan werden? Wie sieht eine Kommunikation aus, die Brücken baut?
Wir als Menschheit kommen nicht aus einer spalterischen Situation. Der Homo sapiens ist per se eine kommunikative und solidarische Spezies; unsere Vorfahren lebten in Gruppen von Jägern und Sammlern und die gegenseitige Unterstützung sicherte das Überleben. Das war 300.000 Jahre unser evolutionäres Erfolgsrezept. Das Kind, das auf die Welt kommt, hat einen kooperativen Sinn. Es gibt also eine Basis zum Kooperieren, und es braucht Kraft, um uns vom Kooperieren abzuhalten.
Wie funktioniert dieses Abhalten auf einer politischen Ebene? Spaltung als Herrschaftswerkzeug
Es geht so, dass man eine zu beherrschende Gruppe in Untergruppen aufteilt, und dass diese zwei Gruppen sich dann gegeneinander wenden, statt sich geeint für ein gemeinsames Anliegen einzusetzen.
Der König weiß genau, wie das funktioniert, und setzt es ein zur Unterstützung seiner Macht.
Wer führt heute gegen wen Krieg? Nun haben wir heute keine Könige mehr. Wer führt gegen wen heute Krieg? Beispielsweise sagt Warren Buffet, einer der reichsten Männer der Welt: „Der nächste Krieg wird ein Krieg sein Arm gegen Reich. Und meine Klasse, die der Reichen, wird diesen Krieg gewinnen. Nicht, weil wir Recht haben oder besser sind, sondern, weil wir das Geld haben.“
Wie sahen diese Spaltungen beispielsweise in der Corona-Krise aus?
„Querdenker und Schlafschafe“
Auf der einen Seite standen die Querdenker und Corona-Leugner, und die auf der anderen Seite wurden von ihnen als „Schlaf-Schafe“ beschimpft. Zwei Seiten machen das Gleiche miteinander, und beide fühlen sich im Recht. Die einen denken „Ihr versteht das nicht mit den Corona-Maßnahmen“, die anderen sagen: „Ihr versteht die Wissenschaft nicht.“ Beide beschimpfen, entwerten, erniedrigen den anderen, und zwar kollektiv als Gruppe. Wenn ich beleidigt bin und dann die anderen beleidige, mache ich das Gleiche wie sie, aber ich fühle mich legitimiert. Beide Seiten tun sich gegenseitig das an, was mit ihnen getan wurde.
Ich müsste eigentlich zu dem anderen hingehen und sagen, was genau mich an seinem Tun stört, anstatt ihn zu beleidigen. Das ist leichter gesagt als getan, wenn viele Emotionen involviert sind.
Beispiele für Lagerbildung:
Bei diesen Spaltungen in verschiedene Gruppierungen gibt es das Bild des Pizza-Schemas, bei dem man beliebig viele Messer ansetzen kann, um die Pizza zu unterteilen, bzw. Themen mit Polarisierungen.
Klimakleber gegen Klimaleugner
Fahrradfahrer vs. SUV-Fahrer
Links vs. Rechts
Fleischfresser vs. Veganer
Geimpfte vs. Ungeimpfte
Putinversteher vs. NATO-Fan
Jetzt auch noch Israel vs. Palästina
Demokratiefeinde vs. Regierung
usw.
Wenn Menschen in Armut fallen, wird die Sache noch prekärer und angstvoller. Man müsste sich auch anschauen, wie weit wirtschaftlicher Verfall und Armut zur Spaltung beiträgt.
Bei allem dem haben wir immer Verallgemeinerungen. Bei diesen Spaltungen werden Gruppen entmenschlicht und Schubladen-Denken gefördert wird – „Die Klimakleber“, „die korrupten Politiker“ usw. Ich beschäftige mich dann nicht mehr, wen ich genau meine und was er genau gemacht hat, denkt und will. Die hohe Kunst liegt darin, zwischen der Person und dem Verhalten zu unterscheiden. Ich kann kritisieren, was jemand tut, das bedeutet aber nicht, dass ich ihn als Person abwerte.
Die Rolle der Medien: Viele Menschen erstellen ihr Weltbild durch Informationen, die sie durch Medien bekommen. Eine Aussage über die Medien ist von Herrn Professor Mausfeld in seinem Buch „Warum schweigen die Lämmer?“ „Es belegt geradezu in überwältigender Weise, dass die Medien vorrangig dazu dienen, den gesellschaftlichen und ökonomischen Status derer zu stabilisieren, in deren Besitz sie sind oder von denen sie ökonomisch abhängig sind.“ Medien sind nicht ein komplett objektives Abbild der Realität. Aber es macht keinen Sinn, die Tagesschau zu verleugnen, weil: ‚wenn es nicht in der Tagesschau kommt, dann findet es nicht statt.‘ Medien stehen in Interessenkonflikten, es gibt politische Einflüsse, Gelder. Es funktioniert wie ein Netz, und darüber sollte man sich im Klaren sein und es auch anschauen.
Mittels der Medien werden der Bevölkerung aktuelle Narrative übermittelt, worauf diese sich in Teilgruppen spaltet und sich gegeneinander ausagiert oder abreagiert. Jeder entwickelt aufgrund der Informationen, die er hat, eine persönliche Sicht auf die Dinge. Für manche ist es ganz wichtig, dass der andere genau so denkt wie ich. Es gibt die Tendenz, den anderen überzeugen zu wollen.
Die Frage ist aber: Wollen wir warten, bis sich die Medien den Dialog fördern? Oder sich die globalen Strukturen ändern? Da kann man lange warten.
Die Kunst ist anzuerkennen, dass der andere es so sieht, wie ich es nicht sehe.
Für mich ist es wichtig anzuerkennen, dass der andere die Welt so sieht, wie er sie eben sieht. Wenn der/die andere eine sechs sieht, dann ist das absolut korrekt; und wenn es für mich eine neun ist, habe ich auch Recht. Die Kunst ist anzuerkennen, dass der andere es so sieht, wie ich es nicht sehe. Dann bekommt der Andere das Gefühl, dass ich ihn verstehen will. Wenn es nur darum geht, wer Recht hat, ist das nicht beziehungsstiftend. Beziehungsstiftend ist es, wenn ich in einem respektvollen Dialog mit dem anderen bin und ihn darin belasse, wie er die Welt sieht.
Wir sind eine traumatisierte Gesellschaft.
Immer, wenn jemand etwas ausübt, trifft das auf jemanden in einer bestimmten Ausgangslage. Damit sind wir auf der anderen Seite, nämlich bei der Frage: Auf wen treffen diese Manipulation und die Spaltung? Sie treffen auf unsere Gesellschaft. Und wir sind eine traumatisierte Gesellschaft, eine entwurzelte, entfremdete, eine normopathische Gesellschaft, d. h. das Kranke wird normal. Eine hochgradig erschöpfte Gesellschaft – immer weniger Zeit, immer mehr Stress, eine Krise nach der anderen; manche arbeiten 40 Stunden und wissen trotzdem nicht, ob sie ihre Miete zahlen können. Unsere Kultur fördert den Verlust der Zugehörigkeit, und das von Geburt an. Z. B. kommen 98% aller Kinder in einem Krankenhaus auf die Welt; 30% aller Frauen erleben Gewalt während der Geburt, und das wäre unter anderen Umständen nicht notwendig. Zusätzlich haben wir ein generationsübergreifendes Trauma aufgrund zweier Weltkriege in uns stecken.
Und was bewirkt das alles? Weniger Bewusstsein für eigene Gefühle, Bedürfnisse und verborgene Prägungen. Wenn man sich nicht gut kennt, ist man manipulierbar. Viele abgespaltene Gefühle und vor allem Ängste werden projiziert „Oh die Schlafschafe, die Klimakleber, böser Putin, böser Biden.“ Alles Angebote, wo man den eigenen Frust loswerden kann. Natürlich ist da auch ein Kern Wahrheit dabei, aber vieles kommt von dem eigenen Unbewältigten.
Ist man beispielsweise frei von dem, was man einem anderen vorwirft? Oft sieht man in dem anderen etwas, z. B. Machtbedürfnisse, was man bei sich selbst nicht anerkennen will. Wer am lautesten schreit „Nazis raus“, trägt davon am meisten in sich, aber er muss es unbedingt beim anderen lassen. Das war eine meiner Erfahrungen, als ich mit der Gruppe ein Jahr im Wald lebte: Das, was mich am anderen am meisten gestört hat, war mein Problem – er hat es mir einfach nur gezeigt. Man braucht außen ein Feindbild und muss sich dann nicht eingestehen, dass man auch ein kleiner totalitärer Herrscher sein könnte.
Viele abgespaltene Gefühle und vor allem Ängste spielen eine große Rolle. Professor Mausfeld (siehe vorne im Text) schreibt auch, dass die Erzeugung von Angst das primäre Herrschaftswerkzeug ist. Wenn in der Bevölkerung die Menschen Ängste in sich tragen, davon aber nichts wissen, sind diese Ängste sehr schnell anzapfbar. Eine angstvolle Gesellschaft ist eine leichter zu beherrschende Gesellschaft. Deshalb ist die eigene Integration von Angst ein wichtiges Element.
„Wir sind geschwächt durch eine Mangelernährung des Geistes, des Körpers und der Seele.“
Bildungseinrichtungen Wir haben mehrheitlich Bildungseinrichtungen, die nicht dafür ausgelegt sind, dass die Menschen sich selber kennenlernen, sich spüren lernen, die eigene Wahrheit kennen lernen, Empathie üben; und es gibt auch keine Räume für Debatten mit verschiedenen Ansichten. Das kann man nicht pauschalisieren, aber das System ist nicht darauf aus, dass Verständnis, Selbstkenntnis, Gefühle ausgedrückt und geschult werden. Wie soll eine Gesellschaft auf diese Spaltungswerkzeuge gut reagieren können, wenn sie diese noch nicht einmal erkennt und vieles mit sich herumträgt, was es schwer macht? Dr. Gabor Mate schreibt in seinem Buch „Vom Mythos des Normalen“: „Unverbundenheit in all ihren Erscheinungsformen, Entfremdung, Einsamkeit, Sinnverlust und Entwurzelung wird zum reichhaltig vorhandenen Produkt unserer Kultur. Es verwundert nicht, dass wir heute mehr süchtig, chronisch krank und psychisch gestört sind als je zuvor. Wir sind geschwächt durch eine derartige Mangelernährung des Geistes, des Körpers und der Seele.“
Manche mögen die Behauptung, dass wir als Gesellschaft traumatisiert sind, zu extrem finden, aber das Meiste dieser Traumatisierungen ist unbewusst.
Es nützt aber nichts, wenn wir uns darüber aufregen, dass das Bildungssystem ungenügend ist, die Frage ist, was wir selber machen können.
Die individuellen Seiten der Spaltung. Dr. Gabor Mate schreibt in seinem Buch „Vom Mythos des Normalen“: „Spaltung gehört zu den psychischen Abwehrmechanismen. Sie wird hervorgerufen, wenn man die Realität nicht mehr ertragen kann. Nur wer das reale Leben als unerträgliches Übel empfindet, sieht sich gezwungen, es zu verlassen.“ Wenn mir auf der individuellen Ebene Dinge passieren, die ich nicht aushalten kann – etwas bedroht mich – muss ich das Leben dissoziieren, es verlassen, raus gehen.“
Es gibt dazu noch einen weiteren Autor Hans-Joachim Maaz „Das gespaltene Land“. „Spaltung ist immer eine Störung und bedeutet ‚entweder – oder‘. Damit erfolgt eine Fixierung auf nur eine Seite mit Verleugnung, Unterdrückung und Diffamierung der anderen Seite. Das bedeutet den Verlust freier Abwägungen, dynamischer Entscheidungen. Zur Überwindung einer Spaltung muss man zu einem ‚sowohl – als auch‘ fähig sein.“ Franz Engi ist ein schweizer Psychotherapeut, der auch sagt, dass es bei einer Spaltung die „Bösen und die Guten“ gibt und wenn nichts dazwischen ist, sind wir in dem gespaltenen Zustand. Ich finde, man soll sich selbst immer die Frage stellen: Bin ich bereit, ein „sowohl – als auch“ zu sagen, und nicht ein „entweder – oder“? Es ist immer leichter, anderen etwas vorzuwerfen als bei sich selbst zu schauen.
Kommen wir zum Positiven: Das Wissen steckt im Tun Was können wir tun, um die Spaltung zu verringern? Wir können die persönliche Gespaltenheit durch Selbsterfahrung aufarbeiten. „Letztlich können nur über das Ausdrücken von Gefühlen die fragmentierten psychischen Strukturen wieder zu einer Einheit zusammenfinden.“ (Franz Ruppert). Es geht also ums Fühlen, und nicht um das Denken. Es handelt sich um eine klassische Projektion, dass man das Verhalten, das man dem anderen zuschreibt, bei sich selber hat. Wenn ich weniger Hass, Angst, Aggression in mir trage, bin ich nicht so leicht aus der Reserve zu locken. Dadurch habe ich weniger Feinbildgenese.
– Verhalten und nicht die Person kritisieren: „Das Verhalten stört mich, nicht du störst mich!“ Wenn man konkretes Verhalten benennt, ist das auch viel zielführender.
– Psychohygiene: Wenn ich mich um meine eigenen Probleme kümmere, kann ich anderen Leuten zuhören.
– Räume schaffen, in denen Innenschau, Ehrlichkeit, Verletzlichkeit wertgeschätzt werden.
Dazu ein Beispiel aus meiner eigenen Erfahrung: Ich hatte mich mit Klimaaktivisten der „letzten Generation“ getroffen und in einem Kreis zusammengesetzt. Vier Klimaaktivisten in den Zwanzigern, vier ältere Leute, die die Sache anders sahen, saßen zusammen. Wir hatten einen Redekreis, d. h. keiner „hat recht“, sondern sagt, was er denkt, fühlt und meint. Wir haben zwei Stunden über dieses Thema gesprochen, es wurde geweint und gelacht und schlussendlich haben wir uns alle umarmt. Man kann nicht jeden zu einem Redekreis einladen, aber für uns war es eine sehr bewegende Erfahrung und hat Verbundenheit geschaffen, und wir konnten aushalten, wenn die anderen etwas anders sehen. Viele Themen sind so emotional, dass zuerst die Emotionen auf den Tisch müssen, bevor die Inhalte besprochen werden. In der zweiten oder dritten Runde kann man dann sagen, was man dazu denkt.
Die Regeln der Redekreise
Diese Tradition der Redekreise sind tausende von Jahren alt; man kann es überall machen, mittlerweile finden sie statt in Gefängnissen, in Schulen etc.. Jeder sagt, was er fühlt, meint und denkt, redet nur über sich, nicht über andere; hört aufmerksam und aktiv zu, man darf nicht unterbrechen oder dazwischen reden. Was gesagt wird, bleibt in dem Kreis. Es geht nicht um Lösungen und richtig oder falsch. Jede Stimme wird gehört. Es gibt ein Thema und es dauert so lange, wie es braucht.
Bei meinen Erfahrungen mit den Gruppen im Wald habe ich festgestellt, dass Kommunikation das Wichtigste ist. Es ist irrelevant, wie gut jemand fischen, jagen oder Körbe flechten kann, wenn die Gruppe nicht mehr funktioniert, bricht alles auseinander.
Wie kann ich selbst so kommunizieren, dass ich Spaltung überwinde? Was man sofort üben kann:
– Ich-Botschaften. Ich spreche nur von mir, da bin ich immer Experte; ich weiß ja, wie ich denke und fühle.
– Gefühle, Meinungen und Bedürfnisse äußern, und so respektvoll wie möglich.
– Ergebnisoffen: wenn ich etwas sage, habe ich nicht im Hinterkopf, etwas bewirken zu wollen – das wäre Manipulation.
– Nur mit den anwesenden, involvierten Personen sprechen und nicht über andere Leute. Spaltung passiert auch dann, wenn ich anfange zu lästern.
– Versuchen, klar und präzise zu sein und auf den Punkt zu kommen, weil dann das Zuhören für den anderen leichter ist.
– Konflikte möglichst zeitnah ansprechen.
– Ich bin akzeptierend, präsent, interessiert, ohne Urteile und Bewertungen und gebe keine Ratschläge. Bei Unklarheiten frage ich nach, was gemeint ist, anstatt zu interpretieren.
Was ist eine nicht gelungene Kommunikation? Wir hören nicht zu um zu verstehen, sondern um zu antworten. In jeder Talkshow geht es darum: Was habe ich jetzt zu sagen? Es ist stattdessen völlig in Ordnung, wenn man zu etwas einfach nichts zu sagen hat, außer „Ich verstehe dich.“
Das ist alles ganz einfach – aber wahnsinnig schwierig. Bei meiner Gruppe, die wir im Wald gelebt haben, dauerte das 9 Monate, bis wir es gelernt hatten.
Was wären das für Vorbilder, die so eine Gruppe oder ein Land führen!?
Was sind Führungsqualitäten? Zum Abschluss würde ich gerne etwas vorstellen: eine Indigene, Dr. Jeanette Armstrong, hat eine Doktorarbeit geschrieben, wie sie in Kanada bei den Sylix leben, wenn es darum geht, Vorbild zu sein “In meiner Gemeinschaft hat Führungskompetenz mit der Fertigkeit zu tun, wie gut diese Person jedem zuhören kann und wie diese Person versteht, welche Dinge ablaufen, die vielleicht falsch sind oder Konflikte auslösen können, und deshalb eine Gefahr für die Gemeinschaft darstellen. Unser Wort für ‚Führe:rin‘ (Chief) bedeutet, jemand zu sein, der viele Fäden zusammenhalten kann und sie zu einem Strang verknüpfen kann. Ein Strang bedeutet dabei Einigkeit und Gleichgewicht mit dem Land. Das bedeutet, dass diese Person eine besondere Fähigkeit haben muss zu fühlen, was die Gemeinschaft sagt, eine besondere Fähigkeit zu verstehen, was gesagt wurde und zu wissen, welche Dinge gerade ablaufen, um all das zusammenzufassen und es den Menschen zu erzählen. Es geht also um Kommunikation und in der Lage zu sein zuzuhören und darum, es dann für andere verständlich zusammenzufassen.“
Und dann habe ich noch eine Aussage vom Häuptling der Onondaga-Nation Oren Lyons „Unsere Persönlichkeiten wurden darin geschult, Menschen mit Visionen zu sein und jede Entscheidung im Interesse der kommenden sieben Generationen zu fällen. Sie sollten Mitgefühl und Liebe für die ungeborenen Generationen haben.“
Was wären das für Vorbilder, die so eine Gruppe oder ein Land führen!? Das ist genau der Unterschied von dem Herrschaftswerkzeug, das mit Spaltung regiert.
Das Thema Versöhnung
Zum Schluss möchte ich auch noch ein Zitat zum Thema Versöhnung bringen. „Nur wer sich in seinem eigenen Verletztsein berührt, öffnet, um das Leid vergangener und gegenwärtiger Generationen nachzuempfinden und zu würdigen, kann mit der Vergangenheit Frieden schließen. Findet keine Versöhnung zwischen den Opfern und Tätern statt und werden Straftaten mit dem Ausschluss aus der Gesellschaft geahndet, statt dass Mediation und Therapie eingesetzt werden, dreht sich die Spirale der Gewalt über Generationen hinweg weiter.“ (Willi Maurer)
Es ist möglich, zusammenzukommen, wenn beide Parteien ausdrücken konnten, wie es ihnen ging. Das ist ein hochanspruchsvoller Prozess, aber es braucht solche Räume, dass Menschen ihre Gefühlswelt darlegen dürfen und nicht gefangen sind von dem, was passiert ist. Dann können sie weitergehen.
Zusammenfassung des Vortrages: Christine Pflug
Buch: https://www.masselverlag.de/Programm/Auf-Spurensuche-nach-Natuerlichkeit/
Webseite: https://bastian-barucker.de
Ausführliche Darstellung des Vortrages auf youtube: Die gesellschaftliche Spaltung überwinden! Aber wie? Bastian Barucker