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Herzensweisheiten
Perspektiven und Praxis aus Sufitum, Anthroposophie und moderner Herzforschung
Interview mit Dr. Seyed Mostafa Azmayesh, Sufimeister, und Markus Peters, Arzt
Mystische Traditionen und moderne wissenschaftliche Erkenntnisse kommen zu gleichen Ergebnissen. Das Herz ist das Zentralorgan, welches eine wesentliche Rolle in der Salutogenese spielt und darüber hinaus in seiner tiefsten Dimension einen Zugang zum Schöpferischen, zum Übersinnlichen bereithält.
Das Interview ist ein Vorausblick auf die gleichnamige Veranstaltung, die am Freitag, 7. Februar um 19.00 im Rudolf Steiner Haus stattfinden wird.
Interviewpartner:
Dr. Seyed Mostafa Azmayesh, 1952 in Teheran geboren, siedelte 1976 nach dem Studium der arabischen Literatur und Rechtswissenschaften nach Frankreich über. Er studierte Rechtswissenschaften und Theologie an der Sorbonne in Paris (Promotion mit einer Arbeit über islamische Gnosis), sowie Vergleichende Religionswissenschaft an der Universität Lyon. Als offizieller Vertreter des Nematollah Gonabadi Sufi-Ordens im Westen lehrt er den „Pfad der Wesenskernentwicklung“ (Path of Substantial Evolution). www.perledersufis.de
Die Antworten in dem Interview stammen stellvertretend für Herrn Azmayesh von seinem Pressesprecher Helmut Gabel.
Markus Peters, Facharzt für Allgemeinmedizin, Naturheilverfahren, Lizensierter HeartMath® Trainer, Schwerpunktpraxis für Hyperthermieverfahren. Schwerpunkte seiner Tätigkeit ist die komplementärmedizinische und anthroposophisch-medizinische Therapie von Herz- Kreislauferkrankungen und Krebs. Dabei nimmt die Arbeit mit der Kraft des Herzens einen breiten Raum ein.
Niedergelassen in 24582 Bordesholm, Heintzestr. 37, www.gesundmacher-herz.de und www.krebstherapie-nord.de
Christine Pflug: Was hat Sie zu dieser Veranstaltung bewogen?
Markus Peters: Es war das gemeinsame Gespräch, bei welchem rasch ein innerer Zusammenhang zwischen den uralten Weisheitslehren des Sufitums und der modernen Herzforschung sichtbar wurde. In der modernen Herzforschung erkennen wir immer mehr, wie unglaublich weisheitsvoll das Herz organisiert ist; wie es zum seelischen und geistigen Wahrnehmungsorgan werden kann und damit das Organ ist, welches spirituelle Erkenntnis möglich macht.
Sufis, Mystiker und Gnostiker arbeiten seit Jahrtausenden in aller Stille an ihrem zentralen Organ: dem Herzen
Das Faszinierende für mich ist nun die Erkenntnis, dass dies im Sufitum seit Menschengedenken bekannt ist und dort systematisch gelehrt und erforscht wird.
Helmut Gabel: Unsere Zeit ist eine besondere Zeit. Wir stehen vor ungeahnten Möglichkeiten, den Menschen und seine Geschichte auf der Erde zu begreifen und zu fassen.
Sufis, Mystiker und Gnostiker arbeiten seit Jahrtausenden in aller Stille an ihrem zentralen Organ: dem Herzen.
Jetzt zeigt sich auch von wissenschaftlicher Seite, dass das Herz ein Zentralorgan ist, das ein besonderes Augenmerk erfordert. Diesen Austausch über die Besonderheiten des Herzens zu hegen und zu pflegen wird eine Notwendigkeit des 21. Jahrhunderts und zugleich ein Vergnügen sein.
C. P.: Was wird Gegenstand der Veranstaltung sein?
Geisteswissenschaft und Naturwissenschaft begegnen sich
M. Peters: Genau diese Brücke: Auf der einen Seite die alte Weisheitslehre und auf der anderen Seite die moderne Naturwissenschaft, die im Prinzip zu gleichen Ergebnisse kommt. Das ist faszinierend und ermutigend: Geisteswissenschaft und Naturwissenschaft begegnen sich und treten in ein Gespräch ein!
H. Gabel: Es ist wichtig den Stellenwert des Herzens zu verstehen und hilfreich persönliche Erfahrungen damit zu verbinden. In dieser Veranstaltung werfen wir einen Blick auf eine uralte Praxis seelisch-geistiger Entwicklungen. Wir bringen neueste wissenschaftliche Ergebnisse zu Funktion und Bedeutsamkeit des Herzens und der Wirksamkeit bestimmter Übungen ins Gespräch und bieten die Möglichkeit Übungen anzuwenden.
C. P.: Wie ist die jeweilige Sicht auf das Herz?
M. Peters: Das Herz ist in vielen Bereichen der Physiologie das zentrale integrierende Organ, wie es die Forschung speziell der letzten 10 Jahre zeigen konnte. Es ist das Zentralorgan des Gefühls, nicht in einer „gefühlsduseligen“ Weise, sondern es kann uns eine aktive Verbindung zu unbewussten, geistigen, Schichten unseres Seins eröffnen, die uns normalerweise verschlossen sind. Das Herz kann uns mit der Ganzheit der uns umgebenden Welt verbinden.
Soveida liegt in der Tiefe des physischen Herzens verborgen
H. Gabel: Das physische Organ Herz hat neben seinen funktionalen Aufgaben für die Lebenserhaltung, wie die Naturwissenschaften sie beschreiben, weitere Dimensionen. Sufis erkennen das Herz als Sitz der Seele. Die Seele ist wie eine Art Gewand aus Schwingungen, die den physischen Körper umgeben und im Herz „entspringen“ oder angebunden sind. Menschen, die ihren Kontakt zum Herzen verlieren, haben sich selbst entfremdet. Hingegen sind Menschen mit einer tiefen Herzverbindung dem Tor zur Welt des Schöpferischen nah. Dieses Tor nennen Sufis Soveida oder schwarzer Punkt. Soveida liegt in der Tiefe des physischen Herzens verborgen und ist der Übergang in die Welt des schöpferischen Geistes. Sufis nehmen die Aussage „Stirb bevor du stirbst“, die Jesus Christus zugesprochen wird, sehr Ernst und streben durch eine allmähliche Schulung ihre Seele noch während des irdischen Lebens zu stärken und zu reinigen, um eine bewusste übersinnliche Erfahrung zu erlangen. Das bedeutet, sie verlassen willkürlich mit ihrer Seele den physischen Körper und erleben die Wirklichkeit der geistigen Welt durch eben dieses Soveida im physischen Herzen – nur um wieder zurückzukehren und die irdischen Aufgaben mit klarer Entschlossenheit auszuführen. Insofern ist das Herz für die Sufis ganz zentral, und sie richten ihre Aufmerksamkeit immer wieder auf dieses vielfältige Organ.
C. P.: Wo sind Gemeinsamkeiten, wo Trennendes in Bezug auf das Herz?
H. Gabel: Wenn wir über das Herz sprechen, sprechen wir auch über die Kraft des Verbindens, Versöhnens, Zusammenfügens, was zusammengehört …
Der Sufi-Mystiker taucht in das Weinfass unter, während der Wissenschaftler dabei steht und genauestens beobachtet
Nun kann man verschiedene Blickwinkel einnehmen, um auf das Herz zu schauen, dabei müssen sich die Blickwinkel nicht widersprechen, denn sie betrachten einfach eine andere Seite. Und so nehmen die Naturwissenschaften einen anderen Blickwinkel ein: Sie schauen mit immer subtileren Mitteln von Außen auf etwas drauf und ziehen daraus Schlüsse oder stellen neue Hypothesen auf. Der Mystiker liebt die Erfahrung und erfährt die Welt von innen, aber auf objektive Weise. Das hat mit seiner Schulung zu tun, bei der er den leisesten Hauch an egoistischen Regungen abzustreifen lernt, bzw. unterscheiden kann, wann sich egoistische Regungen aufdrängen. Im Bild gesprochen: Der Sufi-Mystiker taucht in das Weinfass unter, während der Wissenschaftler dabei steht und genauestens beobachtet.
Aber was spricht dagegen beides zusammen zu führen, um umfassend zu lernen?
M. Peters: Wirklich Trennendes sehe ich nicht, allenfalls sind die Akzentuierungen der jeweiligen Betrachtung etwas verschieden. Meine Betrachtungsweise ist verständlicherweise eine mehr therapeutische Sichtweise.
C. P.: Wie sehen Sie die Zukunft in Bezug auf eine Kultur des Herzens?
H. Gabel: Eine Kultur des Herzens braucht die Gegenwärtigkeit einzelner Menschen. Diese Gegenwärtigkeit ist laufend gefährdet. Wenn wir alle zusammen und jeder für sich seinen, oder ihren, Teil der Verantwortung für diese Gegenwärtigkeit annehmen, können wir der ureigensten Aufgabe des Menschen auf der Erde mehr und mehr gerecht werden und die Schönheit aus dem Staub erlösen. Wer aus der Weisheit des „goldenen Herzens“ handelt, wird einen schöpferischen Beitrag für eine lebenswerte Welt leisten können.
Jetzt wird –hoffentlich- eine Kultur der Herzenskräfte immer kräftiger und kräftiger werden
M. Peters: Die vergangenen Jahrhunderte waren im westlichen Abendland sehr vom analytischen Denken geprägt. Das hat uns einerseits den unglaublich technischen Fortschritt gebracht, es hat uns aber auch von unserem geistigen Ursprung weggebracht. Jetzt wird –hoffentlich- eine Kultur der Herzenskräfte immer kräftiger und kräftiger werden, die ein allumfassendes, geistiges Denken, welches vom Herzen kommt, ermöglicht. Dazu soll auch diese Veranstaltung dienen.