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Die Harmonie der Sphären
- von der Ordnung in unserem Sonnensystem
Interview mit Hartmut Warm, Forscher für planetarische Bewegungsstrukturen und Naturästhetik
Immer steigt im Geist ein großes Vertrauen,
eine starke Zuversicht auf, wenn eine Ordnung zutage tritt.
(Johannes Kepler)
Die Grundidee einer Sphärenharmonie ist die Suche nach dem gemeinsamen Band, welches Geometrie, musikalische Harmonie und Astronomie verknüpft.
Hartmut Warm konnte mit modernen astronomischen Verfahren nachweisen, dass im Sonnensystem in der Tat äußerst verblüffende musikalische und geometrische Zusammenhänge verborgen sind. In den raumzeitlichen Ordnungsstrukturen des Planetensystems kommen Urbilder zum Ausdruck, die sich in der Kunst, im menschlichen Körperbau und in vielen Formen der Natur wieder finden.
Hartmut Warm, Jahrgang 1956, Bauingenieurstudium, Programmierer, Ausbildung zum Dozenten für bewusstes Musikhören, langjährige Studien zur Geschichte der Sphärenharmonie und zur planetarischen Astronomie, Veröffentlichung seiner Forschungsergebnisse in dem Buch „Die Signatur der Sphären – Von der Ordnung im Sonnensystem“. Umfangreiche Vortrags- und Seminartätigkeit über die Idee der Sphärenharmonie und die von ihm aufgefundenen kosmischen Ordnungsstrukturen. Arbeitet als Ingenieur, Autor und freier Forscher in Hamburg.
Christine Pflug: Wie sind Sie dazu gekommen, die Signatur der Sphären zu studieren?
H. Warm: Schon lange waren mir bestimmte geometrische Formen in den Naturreichen, z. B. bei Pflanzen, aufgefallen. Entscheidend war für mich aber die Beschäftigung mit der Musik; ich habe eine Ausbildung gemacht als „Lehrer für bewusstes Musikhören“. In dieser Zeit habe ich mich mit der Geschichte und der Deutung der Musik beschäftigt, und in alten Schriften, z. B. von Platon, bin ich immer wieder darauf gestoßen, dass Musik und Kosmos angeblich Gemeinsamkeiten aufweisen. Pythagoras ist auch derjenige, der mit „Sphärenharmonie“ in Verbindung gebracht wurde. Johannes Kepler hat das Anfang des 17. Jahrhunderts wieder aufgegriffen und durch die Entdeckung der Planetengesetze auf eine fundierte Basis gestellt.
Ich selbst habe immer daran geglaubt, dass es Sphärenharmonie gibt, musste mir dann aber eingestehen, dass ich es nicht genau wusste. So studierte ich dazu die Literatur. Ich stellte fest, dass niemand fundiert darstellte, warum er eine Sphärenharmonie befürwortet oder ablehnt. Und dann dachte ich: „Das musst du jetzt selbst raus finden.“
C. P.: Haben Sie alle die von Ihnen dargestellten Bilder und Zeichnungen selbst erforscht und gezeichnet?
Die ersten einfachen Zeichnungen habe ich noch mit der Hand gemacht
H. Warm: Ich stütze mich natürlich auf astronomische Berechnungsverfahren, auch solche geometrischen Grundlagen wie Dodekaeder sind nicht von mir. Aber alle Bilder, bei denen man mehrere Planeten in einem längeren Zeitraum in Beziehung setzt, habe ich selbst entwickelt. Die ersten einfachen Zeichnungen habe ich noch mit der Hand gemacht, aber es gibt Bilder, da liegen beispielsweise 400 Konjunktionstermine zugrunde; dafür braucht man natürlich einen Computer als Werkzeug.
Sphärenharmonie und musikalische Intervalle
C. P.: Was genau ist Sphärenharmonie?
H. Warm: Sphärenharmonie bedeutet seit Johannes Kepler ganz streng, dass bestimmte Zahlen-Verhältnisse, die man in den Relationen der Planeten finden kann, den Verhältnissen der musikalischen Intervalle entsprechen.
C. P.: Rudolf Steiner sagt, dass das wiederum auch dem menschlichen Knochenbau entspricht.
H. Warm: Ja, es gibt Forscher, die daran gearbeitet haben, beispielsweise gibt es ein Buch von dem anthroposophischen Arzt Husemann über den musikalischen Bau des Menschen. (Husemann, Armin: Der musikalische Bau d. Menschen) Von Steiner selbst gibt es etliche Äußerungen zur Sphärenharmonie.
Es ist auch bis heute noch nicht geklärt, warum das Planetensystem über diese langen Zeiträume überhaupt stabil ist
C. P.: Was kann man über die Zahlenverhältnisse aussagen?
H. Warm: Heute weiß man, dass die Umlaufzeiten der Planeten nicht in rationalen Zahlenverhältnissen stehen dürfen, weil das zu Bahninstabilitäten führen würde. Es ist auch bis heute noch nicht geklärt, warum das Planetensystem über diese langen Zeiträume überhaupt stabil ist, aber man weiß, dass in diesem Fall irrationale Zahlenverhältnisse günstiger sind.
Ein Zahlenverhältnis wie 2 zu 1 ist rational, man kann es genau teilen und es geht auf. Bei den irrationalen Verhältnissen geht es nicht auf und lässt sich auch nicht durch einen Bruch ausdrücken. Z. B. die Wurzel aus 2 ist eine irrationale Zahl.
Man stelle sich vor, dass man jemand auf der Schaukel einen kleinen Schubs gibt, und dann schwingt die Schaukel immer weiter aus. Durch einen sog. Resonanzeffekt steigert sich das.
Die Planeten kreisen alle um die Sonne und in einem bestimmten Moment sind sie sich am nächsten; das nennt man Konjunktion. Da haben sie den kürzesten Abstand zueinander und die maximale Kraft. Sie wirken auch aufeinander durch ihre Gravitationskraft. Und wenn sie in rationalen Verhältnissen in ihren Umlaufzeiten wären, dann würde dieser Moment an wenigen gleichen Stellen stattfinden. Dann würden solche Resonanzeffekte wie der richtige Schubs beim Schaukeln auftreten, und dann könnten sich die Bahnen verändern. Das ist aber nicht der Fall, denn sonst wäre unser Planetensystem schon lange auseinander geflogen.
Diese Ordnung besteht, und das schon seit einigen Milliarden Jahren
C. P.: Es steckt also eine Kraft dahinter, die diese Ordnung aufrecht erhält?
H. Warm: Man kann einfach zur Kenntnis nehmen, dass diese Ordnung besteht, und das schon seit einigen Milliarden Jahren, sonst wären die Bedingungen hier nicht so stabil gewesen. In den Vorstellungen der modernen Wissenschaft hat die Evolution über sehr lange Zeiträume in diesen einigermaßen stabilen Verhältnissen, z. B. die gleiche Entfernung der Erde von der Sonne, stattgefunden.
Nichts ist so starr, dass es in der exakten Form wiederkehrt
C. P.: Man kann also auch feststellen, dass die verschiedenen Planetenumläufe in einem Rhythmus, aber nicht in einem gleichgeschalteten Takt stattfinden?
H. Warm: So kann man sich das vorstellen. Zum Beispiel bildet sich der Fünfstern in der Konjunktionsbeziehung zwischen Venus und Erde; der Fünfstern findet aber nicht immer an derselben Stelle statt, das verschiebt sich ein wenig und es sind nicht immer die gleichen Abstände. Nichts ist so starr, dass es in der exakten Form wiederkehrt.
Es gibt den Gedanken, dass der Kosmos oder unser Sonnensystem ein lebendiges Wesen ist
C. P.: Das ist ja wie alles Lebendige: keine Pflanze sieht aus wie die andere, obwohl man durchaus eine Rose oder ein Stiefmütterchen erkennen kann.
H. Warm: Es gibt den Gedanken, dass der Kosmos oder unser Sonnensystem ein lebendiges Wesen ist, bzw. ein lebendiger Organismus ist. Das hat Platon schon vertreten.
C. P.: Das ist sicherlich auch ein Urbild, denn sonst wären bei den alten Griechen die Planetenkräfte nicht durch Götter symbolisiert worden!?
H. Warm: Die Himmelsbeobachtung ist die älteste Wissenschaft, und die Phänomene hat man mit der Götterwelt in Beziehung gesetzt – oder auch umgekehrt … letztlich weiß man das nicht. Ob die Gottheit Venus nach dem Planeten benannt wurde oder der Planet nach der Gottheit Venus – wer kann das genau sagen?
Das erste, was früher die Menschen beschäftigt hat, war sicherlich der Mond: das dreitägige Verschwinden des Mondes bei Neumond war für die Menschen ein besonderes Phänomen. Es war wie eine Gottheit, die gestorben und dann wieder auferstanden ist. Den Gedanken der Auferstehung gab es vor dem Christentum auch schon, und er hat auch etwas mit dem Mond zu tun. Der Mond war eine der frühesten Gottheiten.
Und ohne Zweifel handelt es sich bei der Sphärenordnung um Urbilder. Es gibt ca. 200 Staaten, und ungefähr die Hälfte haben auf ihrer Flagge den Fünfstern abgebildet.
C. P.: Das sieht man auch auf Weihnachtsbildern: bei der Verkündigung ist oft eine Lilie gemalt, deren Form ein Sechsstern ist, und bei der Geburt eine Rose, deren Blätter in einem Fünfstern angeordnet sind.
Das sind alles uralte Symbole
H. Warm: Das sind alles uralte Symbole. Auch in Tibet oder in der alten chinesischen Philosophie findet man solche Formen. Ich weise auch immer auf die Formenverwandtschaft zur Pflanzenwelt hin.
Der Fünfstern kommt in der Pflanzenwelt sehr häufig vor: bei allen Rosengewächsen; auch wenn man einen Apfel aufschneidet, sieht man einen Fünfstern; die Schneeflocken sind nach der Zahl sechs geordnet.
Auch die Kirchenfenster in der gotischen Bauweise haben große Ähnlichkeiten mit den Sternenverläufen.
Es steht der Gedanke dahinter, dass es etwas Verbindendes gibt, das viele Bereiche durchzieht
In den Planetenbewegungen in ihrer Beziehung zueinander treten diese geometrischen Urbilder auf. Es steht der Gedanke dahinter, dass es etwas Verbindendes gibt, das viele Bereiche durchzieht. Die Dinge haben in ihrem Wesenskern etwas Gemeinsames. Johannes Kepler vertrat diesen Gedanken auch und bezeichnet diese geometrischen Urbilder als „Archetypen“. Für ihn waren das göttliche Schöpfungsgedanken, die sich in der Natur und in unserer Seele manifestieren.
Heute hat man andere Begriffe, aber die Kernaussage dieser Beziehung zwischen Mensch, Musik und Kosmos geht durch die Jahrtausende.
C. P.: Ihre Abbildungen beziehen sich auf Zeiträume, die weit über ein Menschenleben hinausgehen …
H. Warm: Manche Prozesse dauern Generationen. Man kommt von dem engen Zeithorizont, in dem man normalerweise steht, weg – ein für das innere Leben sehr befreiender Vorgang. Man muss sich klar machen, dass es eine lange Zeit braucht, in der sich eine große Ordnung manifestiert. Der Fünfstern zwischen Venus und Erde bildet sich in 8 Jahren – das ist eine überschaubare Zeit. Aber die Konjunktionen der fernen Planeten erstrecken sich über Jahrtausende. Beispielsweise sind die fernen Planeten in dem Kräftespiel entscheidend, weil sie die größte Masse haben: Jupiter, Saturn, Neptun und Uranus. Die bilden, wenn man ihre Konjunktionen in Beziehung setzt, eine 12-strahlige Ordnung; das bildet sich aber erst in vier und mehr Jahrtausenden ab.
Die großen ordnungsgebenden Strukturen hat man noch gar nicht erkannt
Die heutige Kosmologie hat ein eigenartiges Bild des Kosmos entwickelt: man stellt sich einen Urknall und dann eine Zusammenhäufung von Materie vor. Aber keiner weiß letztlich, wie daraus dann Sterne und Galaxien entstanden sind. Die großen ordnungsgebenden Strukturen hat man noch gar nicht erkannt. Im Grunde steht die Wissenschaft da noch am Anfang – und ich bin sicher, man wird auch im weiteren Kosmos eine großartige „Sphärenharmonie“ entdecken, so wie jetzt in unserer kosmischen Heimat, dem Sonnensystem.
Kontakt: Lerchenstr. 41, 22767 Hamburg, Tel.: 4396879,
www.keplerstern.de
Buch: Die Signatur der Sphären – Von der Ordnung im Sonnensystem, Hartmut Warm. Keplerstern Verlag