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Das Herz – Zentralorgan des Lebens
Interview mit Markus Peters, Arzt
Das Herz kann ein Organ der inneren Orientierung werden in einer Zeit, in der sich alles rasant verändert. Durch bestimmte Übungen kann man das Herz schulen für Wahrnehmung den Menschen und der Erde gegenüber und auch für spirituelle Erkenntnisse. Ganz konkrete Ergebnisse der modernen Naturwissenschaft begegnen sich bei der Herzforschung mit alten spirituellen Weisheiten.
Das führt auch zu einem anderen Denken über das Herz und seine Krankheiten, wie beispielsweise Bluthochdruck oder Angina pectoris.
Markus Peters hat schon mehrmals vor zahlreichem Publikum zu diesen Themen Vorträge und Seminare in Hamburg gehalten und wird am 23. und 24. Januar im Rudolf Steiner Haus neue Aspekte zu seiner Herzforschung vorstellen.
Interviewpartner: Markus Peters, Facharzt für Allgemeinmedizin, Naturheilverfahren, Lizensierter HeartMath® Trainer, Schwerpunktpraxis für Hyperthermieverfahren. Schwerpunkte seiner Tätigkeit ist die komplementärmedizinische und anthroposophisch-medizinische Therapie von Herz- Kreislauferkrankungen und Krebs. Dabei nimmt die Arbeit mit der Kraft des Herzens einen breiten Raum ein.
Niedergelassen in 24582 Bordesholm, Heintzestr. 37,
www.gesundmacher-herz.de und www.krebstherapie-nord.de
Christine Pflug: Sie werden im Januar wieder Vorträge und ein Seminar zu dem Thema Herz/Herzforschung geben. Was wird dieses Mal Ihr Schwerpunkt sein?
Markus Peters: Am Freitag werde ich zwei Vorträge halten: Beginnen werde ich mit dem Thema: Das Herz als Beziehungsorgan in Zeiten rasanten Wandels. Hier geht es in Erweiterung zu meinen früheren Vorträgen zu diesem Thema um die Frage, wie das Herz ein Organ der inneren Orientierung werden kann, in einer Zeit, in der sich alles ändert. Das Herz kann ein Organ der sozialen Wahrnehmung werden: den Menschen gegenüber, der Erde gegenüber, aber auch ein Weg zur spirituellen Erkenntnis. Wenn das Herz aber keine Pumpe, sondern ein Beziehungsorgan ist, so braucht es auch ein anderes Verständnis für die Herzerkrankungen, und zwar sowohl für die Frage der Ursachen und der daraus resultierenden Diagnostik, als auch der Therapie. Diese sehr praktischen Fragen sind Themendes zweiten Vortrages: Herzkrankheiten anders behandeln. Hier geht es also ganz konkret um Bluthochdruck, Angina pectoris und Herzinfarkt, Herzschwäche und Herzrhythmusstörungen.
C. P.: Beginnen wir mit dem ersten Teil Ihres Vortrages „Das Herz als Beziehungsorgan in Zeiten rasanten Wandels“. In der Poesie und in Aussprüchen des Volksmundes („sein Herz verschenken, seinem Herzen folgen“ o.ä.) war das Herz ja schon immer „Beziehungsorgan“. Welche neue Qualität bekommt das in den besagten Zeiten des rasanten Wandels?
Hier begegnet sich jetzt alte Spiritualität und moderne Erkenntnis
M. Peters: Wir können heute erkennen, dass es sich hier nicht um eine romantische Metapher handelt, sondern um ganz konkrete Erkenntnisse der modernen Naturwissenschaft. Hier begegnet sich jetzt alte Spiritualität und moderne Erkenntnis und findet zu einer neuen Weltsicht. Die Trennung von Spiritualität – ich könnte auch sagen „Geisteswissenschaft“- und Naturwissenschaft hat einen gehörigen Anteil an der Entstehung unserer ganzen gegenwärtigen Katastrophen, sei es im Sozialen oder in Bezug auf die Erde. Zum Beispiel: wenn ich die Erde als Objekt betrachte, so kann ich die Erde für meinen Vorteil ausbeuten, wenn ich mich als verbunden mit der Erde erleben kann, so werde ich anfangen, diese Verhaltensweise zu überdenken.
Auf der anderen Seite ist ja heute ein ganz großes Bedürfnis nach einer „herzzentrierten Spiritualität“ an vielen Seminaren, Retreats etc. erkennbar. Das ist wunderbar! Das Schöne ist: Wir können zeigen, dass Übungen, die in solchen Seminaren vermittelt werden, etwas verändern können. Zum Beispiel gibt es seit vielen Jahren die sog. Global Coherence Initiative. Sie untersucht mit wissenschaftlichen Methoden die Wechselwirkungen (!) von Gefühlszuständen und der Erde! So können wir erkennen: Mit der Art und Weise, wie wir fühlen, welche Emotionen wir pflegen, beeinflussen wir unsere soziale Umgebung, aber auch die Erde. Vor diesem Hintergrund können auch bestimmte Herzmeditationen von Rudolf Steiner neu verstanden und fühlend erlebt werden. Da die Zeit, in der wir leben, so ausgesprochen schwierig ist, kann dieses hier angedeutete neue Herzbewusstsein uns helfend zur Seite stehen.
C. P.: Wird an diese Fragen auch das Seminar „Herzfokussiert leben“ am Samstag anschließen?
M. Peters: Genau, hier geht es um einen anfänglichen Austausch von einfachen Übungen, wie ein herzfokussierter Alltag aussehen könnte.
Herzzentrierte Achtsamkeit erüben
C. P.: Können Sie als Beispiel eine solche Übung beschreiben?
M. Peters: Wir werden z. B. erste Schritte versuchen gemeinsam zu gehen, wie ich lernen kann auf mein Herz zu hören. Wir werden eine erste Stufe einer herzzentrierten Achtsamkeit erüben. Mit zunehmender Öffnung des Herzens geht meistens auch eine gesteigerte Sensibilität einher, so stellt sich oft auch die Frage: Wie kann ich mich schützen? Diesen Fragen werden wir gemeinsam nachspüren.
C. P.: Sie halten ja zwei Vorträge unmittelbar nacheinander, warum? Was wird im zweiten Vortrag thematisiert werden?
M. Peters: Wie wir eben gesehen haben, sehe ich das Herz in einem erweiterten Kontext und nicht reduziert auf eine Pumpfunktion. Wenn wir aber verstanden haben, dass das Herz ein Beziehungsorgan, ein Wahrnehmungsorgan ist, dann brauchen wir m. E. auch einen anderen Blick auf die Herzkrankheiten. Genau dieser Fragestellung werde ich ansatzweise im zweiten Vortrag nachgehen: Wie können wir die Herzkrankheiten auf eine andere Weise verstehen lernen? Da stehe ich selbstverständlich auch erst am Anfang, aber ich sage: Lass uns anfangen, die Zusammenhänge in Gesundheit und Krankheit neu sehen lernen!
Zwei Mahlsteine, die das Herz zermahlen
C. P.: Können Sie einmal ein Beispiel geben, wie sich ein solches anderes Denken über das Herz und seine Krankheiten auswirken kann?
M. Peters: Das Herz ist eines der gesündesten Organe überhaupt, mit anderen Worten, die Herz- Kreislauferkrankungen des Erwachsenen (ich spreche hier nicht von den angeborenen Herzfehlern) sind fast alle Folge unserer Zivilisation!
Ich spreche in diesem Zusammenhang gerne von zwei Mahlsteinen, die das Herz zermahlen: Der obere Mahlstein ist vor allem von seelischen und biographischen Themen geprägt, wie Sorgen, Angst, Hektik, traumatische Erlebnisse – auch in den früheren Generationen – nicht verzeihen können, d. h. nicht loslassen können usw. Der untere Mahlstein beinhaltet natürlich das Übergewicht und Fehlernährung, aber auch schlechte Fließeigenschaften des Blutes, chronische Erschöpfungszustände, chronische Entzündungen und vieles mehr.
Der obere, wie der untere Mahlstein kann den Teil vom autonomen Nervensystem, den wir Sympathikus nennen, in eine alleinige Überaktivität versetzen und so den ganzen Organismus und damit auch das Herz schwer schädigen.
Fehlgeleitete Stoffwechselprozesse
C. P.: Also nicht nur Hektik und Sorgen führen zu einer Überaktivierung des Sympathikus, sondern auch fehlgeleitete Stoffwechselprozesse?
M. Peters: Ja, ein Beispiel: Wenn ich etwas esse, was mir schadet, so wird der Sympathikus aktiv und ich bekomme u. U. einen schnellen Puls oder auch einen zu hohen oder zu tiefen Blutdruck.
C. P.: Dass Hektik, Sorgen, „nicht verzeihen können“ den Organismus und so auch das Herz schädigen können, ist einleuchtend. Was aber meinen Sie mit den schlechten Fließeigenschaften des Blutes?
M. Peters: Durch die Art unserer Ernährung, etwa zu viel Fleisch, sehen wir z. B. oft eine Eisenüberladung mit der Folge, dass zu viele rote Blutkörperchen (die Erythrozyten) im Blut sind; wenn dann noch zu wenig Flüssigkeit zugeführt wird, ist das Unheil vorprogrammiert: Das Blut wird zu zähfließend, das sehen wir dann in der Kapillarmikroskopie, wo ein massiver Blutstau, aber auch ein Abreißen, eine Unterbrechung des fließenden Blutes zu sehen ist. Dass ein schlecht fließendes Blut weder beim Bluthochdruck hilfreich ist, noch bei der Herzenge, der Angina pectoris, wo es zu einem Sauerstoffmangel kommt, ist schnell nachvollziehbar. Hier können wunderbar naturheilkundliche Maßnahmen dem Organismus helfen, wieder in seine volle Regulationsfähigkeit zurückzufinden. Wunderbarerweise haben wir heute mehr und mehr, mit modernen Untersuchungstechniken, die Möglichkeit, den Erfolg, oder auch den Misserfolg, sehr schnell sehen zu können; so können wir unser Handeln zeitnah kontrollieren.
Die Qualität des Blutes kann das Herz leiden lassen!
C. P.: Was hat das Gesagte mit dem Herzen als Beziehungsorgan zu tun?
M. Peters: Hier geht es schlicht um die Beziehung des Herzens zum Organ Blut. Die Qualität des Blutes kann das Herz leiden lassen!
C. P.: Können Sie uns noch weitere Aspekte Ihres Vortrages verraten?
M. Peters: Wir können beim Bluthochdruck viele Ursachen unterscheiden, neben konstitutionellen oder auch seelischen Aspekten auch die Frage, wo das Problem organisch beheimatet ist: In den Fließeigenschaften des Blutes, wie eben erläutert, in der Sklerose, d. h. der Verfestigung der Hauptschlagader oder in einem „nervösen“ Herzen. Dies sind nur einige wenige Beispiele! Diese Ursachen können wir mit modernen Verfahren messen und damit differenzieren und dann folglich sehr gezielte schulmedizinische Medikamente oder komplementäre Therapieverfahren zum Einsatz bringen.
C. P.: Behandeln Sie auch mit allopathischen (also sog. schulmedizinischen) Medikamenten?
M. Peters: Ja klar, manchmal komme ich auch nicht um solche Medikamente herum. Aber: Mit nachhaltigen und begleiteten Lebensstilveränderungen, Heilmitteln aus der Anthroposophischen Medizin und Heilverfahren aus der Naturheilkunde können wir oft sehr viel erreichen. Richtig angewendet kann z. B. das alte und leider fast vergessene Heilmittel Strophantin sehr segensreich wirken. Auch davon werde ich natürlich berichten. Diese Methoden wirken relativ oft sehr prompt, wobei natürlich die Umstellung des Lebens hin zu einem herzgerechten Lebensstil natürlich längerer Zeiträume bedarf; So z. B. im Bereich der Ernährung, aber etwa auch bei der Aufarbeitung ungelösten seelischen Konflikte, die das Herz massiv stören, ja zerstören können. So berührt die Aufgabe einer menschen- und herzgemäßen Medizin sehr, sehr viele tiefste Lebensfragen. Einige dieser vielen Aspekte werden wir an diesem Wochenende beleuchten.
C. P.: Vielen Dank, wir sind gespannt!