Beiträge von Knut Ellenberg, Dieter Scharmer, Anna Breden
Tagtäglich die Erde und die Landschaft pflegen, für das Wohl der Tiere sorgen, die Pflanzen nachhaltig und im Einklang mit der gesamten Natur anbauen, das Leben und die Kultur auf einem Hof gestalten – es ist nicht nur eine große Aufgabe, sondern eine Art zu leben. Ich war beeindruckt und berührt, wie diese Landwirt:innen ihre ganze Biografie und Kraft dem zur Verfügung stellen. Und wie froh können wir sein, dass sie es tun. Nicht nur, weil sie uns dadurch mit hochwertigen Lebensmitteln versorgen, sondern weil sie damit einen Beitrag für unsere Erde leisten, auf der wir alle leben. (Christine Pflug)
„Seit 1924 bewirtschaften Demeter-Landwirte ihre Felder biodynamisch. Aufgrund der lebendigen Kreislaufwirtschaft gilt die Demeter-Landwirtschaft als nachhaltigste Form der Landbewirtschaftung und geht weit über die Vorgaben der EU-Öko-Verordnung hinaus. Demeter-Landwirt:innen gehen sorgsam mit dem Land und den Tieren um, die ihnen anvertraut sind. Sie gestalten Landschaft bewusst, lebenswert und nachhaltig. Das Ideal der Biodynamischen Wirtschaftsweise ist die nachhaltigste Art der Landbewirtschaftung, bei der Mensch, Pflanze, Tier und Boden zusammenwirken
In der Bäuerlichen Gesellschaft gibt es derzeit 249 biodynamische Höfe, davon in Schleswig-Holstein 72; auf der ganzen Welt existieren mehr als 7000 Höfe.“ Text und Angaben: Bäuerliche Gesellschaft e.V. – www.demeter-im-norden.de
„Probleme kann man niemals mit derselben Denkweise lösen, durch die sie entstanden sind.“ Dieser weisheitsvolle Ausspruch von Albert Einstein stand für mich im Hintergrund, als ich die folgenden Autorinnen und Autoren bat, einen kleinen Beitrag zu schreiben.
Wir leben in einer Zeit vielfacher Krisen: Umwelt- und Klimaschäden, die Pandemie und ihre Folgen, es gibt Krieg in Europa, Flüchtlinge … alles das ist nur vordergründig sichtbar, es lässt sich ahnen, was im Hintergrund schwelt. „Wie kommt das Neue in die Welt?“ – diese Frage drängt sich auf. Es reicht nicht, Flickschusterei oder Aktionen zu veranstalten, „alten Wein in neuen Schläuche“ zu gießen, wie Christoph Bernhardt schreibt.
Wie aber finden wir einen Zugang zu diesem radikal Neuen?
Die Autorinnen und Autoren der folgenden Beiträge zeigen auf vielen Ebenen, wie das möglich ist. Dankenswerterweise reicht die Palette von der philosophischen, religiösen, künstlerischen Sicht bis zur ganz praktischen Ebene. Das alles braucht es. Und wie gut, dass Menschen einerseits den Ansatz für das Neue gedanklich fassen und in Sprache bringen können und andererseits Neues in der alltäglichen Arbeit mit viel Engagement und Idealismus praktizieren.
Interview mit Christina Henatsch, Agraringenieurin. Kulturpflanzenentwicklung und Züchtungsforschung
Pflanzen, also Gemüse, Getreide, Obst, ernähren uns. Wirkliche Ernährung geht aber über das bloße Essen hinaus, sie soll den Menschen aufbauen, erfrischen und seine konstitutionelle Entwicklung fördern. Wo stehen wir aber mit unseren heutigen Nahrungsmitteln? Und was braucht es, damit uns die Pflanzen für die Zukunft weiterbringen können?
Christina Henatsch arbeitet seit über 20 Jahren an diesen Themen. Letzten Herbst fand eine große Feier statt zu dem Jubiläum dieser Saatgutforschung.
Interviewpartnerin: Christina Henatsch hat die Schule für biologisch-dynamischen Land- und Gartenbau in Holland abgeschlossen, danach Agrarwissenschaften in Bonn studiert. Betreibt seit 21 Jahren ihre Forschung in „Kulturpflanzenentwicklung Wulfsdorf e.V.“, was eines der Projekte von „Kultursaat e.V., Verein für biologisch-dynamische Gemüsezüchtung und Kulturpflanzenerhalt auf biologisch-dynamischer Grundlage“ ist. Sie arbeitet selbständig und hat einige Mitarbeiter.
Christine Pflug: Zunächst eine ganz grundsätzliche Frage: Wofür ist Saatgutforschung gut? Wohin soll sie führen? Wer braucht das?
Was bedeutet eine Epidemie für den kulturellen und geistigen Fortschritt der Menschheit?
Einige Gedanken zu dem Thema von Dr. med. Wolfgang Rißmann, Psychiater
Bereits 1972 erstellten die Mitglieder des Club of Rome eine Studie zur Zukunft der Weltwirtschaft: „Die Grenzen des Wachstums“ (Originaltitel: englisch The Limits to Growth).
Das benutzte Weltmodell diente der Untersuchung von fünf Tendenzen mit globaler Wirkung: Industrialisierung, Bevölkerungswachstum, Unterernährung, Ausbeutung von Rohstoffreserven und Zerstörung von Lebensraum. So wurden Szenarien mit unterschiedlich hoch angesetzten Rohstoffvorräten der Erde berechnet, oder eine unterschiedliche Effizienz von landwirtschaftlicher Produktion, Geburtenkontrolle oder Umweltschutz angesetzt. Bis heute sind von diesem Buch über 30 Millionen Exemplare in 30 Sprachen verkauft worden.1973 wurde der Club of Rome dafür mit dem Friedenspreis des Deutschen Buchhandels ausgezeichnet.
Trotz dieser warnenden Vorausschau können wir heute 48 Jahre später feststellen, dass diese Warnrufe wenig gehört wurden. Nach wie vor äußern sich führende Wirtschaftsfachleute und Politiker so, dass eine gesunde Wirtschaft wachsen müsse. Wie weit und wohin soll sie eigentlich wachsen?
Interview mit Friedemann Wecker, Geschäftsführer der Bäuerlichen Gesellschaft e.V. - Demeter im Norden
Demeter hat den höchsten Rang bei dem Qualitätsversprechen – so lauten die Ergebnisse von Verbraucherumfragen in den letzten Jahren. Die Verbraucher haben ein großes Vertrauen in diese Marke, und das merkt man an dem gesteigerten Verkauf. Auch das Flächenwachstum für biologisch-dynamische Landwirtschaft ist wie im gesamten Ökolandbau auch gestiegen.
Aber das bringt Herausforderungen mit sich: Es können nicht alle Höfe betrieben werden, weil es nicht genug ausgebildete Landwirte gibt.
Auch der Klimawandel, das Aussterben der Artenvielfalt bei Pflanzen und Tieren stellt die biologisch-dynamische Landwirtschaft vor neue Aufgaben. Weiterlesen „Biologisch-dynamische Landwirtschaft“
Interview mit Dr. Petra Kühne, Ernährungswissenschaftlerin
Als Verbraucher ist man heutzutage hin und her gerissen bei der Frage, wie man sich ernähren soll. Es gibt vielfältige und extreme Empfehlungen von allen Seiten; man kann Lebensmittel aus sozialpolitischen Gesichtspunkten wählen: regionale Lebensmittel kaufen, Fleisch prinzipiell aus umweltschonenden Gründen meiden, bis dahin, dass man aus ethischen Gründen überhaupt keine tierischen Produkte mehr zu sich nehmen sollte. Wie kann man sich als Verbraucher darin orientieren? Gibt es noch so etwas wie ein „gesundes Gefühl“, was mir sagt, was gerade für mich individuell zuträglich ist? Weiterlesen „Sich ernähren – vegan, vegetarisch oder mit Fleisch?“
Interview mit Christina Henatsch, Agraringenieurin und Saatgutzüchterin
Saatgut ist Kulturgut und sollte allen zur Verfügung stehen. Die Realität ist aber, dass weltweit zehn Firmen 80% des Saatguthandels und der Züchtung neuer Sorten in der Hand haben, und zwar so, dass sie sog. Hybriden züchten, die sich nicht weitervermehren lassen. So entsteht eine Abhängigkeit von diesen Firmen, die ihrerseits verbunden sind mit der biochemischen Industrie und vermehrt gentechnische Methoden benutzen.
Die Qualität der Nahrung fängt beim Saatgut an, und viele Menschen vertragen die Hybriden aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr. Weiterlesen „Was uns ernährt“
Wir verlieren die Landwirtschaft immer mehr aus dem Blick.
Waren vor ca. 50 Jahren noch 4% bis 5% der Bevölkerung in der Landwirtschaft tätig, liegt die Quote heute unter 1%.
Die Landwirte kommen immer mehr unter Druck durch steigende Pachtpreise, und erstmalig in seiner Entwicklung verliert der ökologische Landbau in Schleswig Holstein Flächen.
Das Modell der Mehrwert AG, gegründet von dem Freiburger Demeter-Gärtner Christian Hiß, bietet alternative Wege: Man stellt dem Kapital die ökologischen und sozialen Inhalte dazu, sog. Nachhaltigkeitsstandards. Die Aktionäre unterstützen damit das, was mit ihrem Geld gemacht wird. Es gibt einen Mehrwert, der bisher in keiner Wirtschaftlichkeitsrechnung berücksichtig wurde. So eine Mehrwert AG hat einen Schneeballeffekt für die gesamte Region, wie es sich in Baden Württemberg bereits gezeigt hat. Weiterlesen „Ökologische Rendite schaffen“
Interview mit Joachim Bauck, Landwirt und Sprecher der Bäuerlichen Gesellschaft
In den letzten Jahren, besonders nach der BSE-Krise, sind wir Verbraucher mit dem Kauf unserer Lebensmittel bewusster geworden. Der Umsatz von Bio-Ware im Handel ist in den letzten Jahren um ca. 15% gestiegen. Bis 2007 waren die EU-Kontrollkriterien für Bio-Ware relativ lasch, d. h. es durften konventionelle Stoffe dazu gemischt werden. Ab diesem Jahr gelten strengere Richtlinien – erfreulicherweise. „Es ist uns durch eine sehr intensive Arbeit gelungen, dass bei den EU-Richtlinien das Niveau geblieben ist und zum Teil hat es sich noch gebessert“, so Joachim Bauck.
Dennoch gibt es in dem Bio-Bereich weiterhin qualitative Unterschiede. Die Landwirte gehen gemäß ihrem unterschiedlichen Hintergrund mit ihrem Hof und der Natur anders um. Das wirkt sich auf die Produkte und Lebensmittel aus. Weiterlesen „Von Nahrungsmitteln zu Lebensmitteln“